Agnes Nitz, seit über 16 Jahren Mitglied der montessori.coop, seinerzeit der Verein „die Pfütze“, selbst Mutter eines mittlerweile erwachsenen Sohnes und langjähriges Verwaltungsratsmitglied.
In unserer Rubrik „4 Fragen an …“ stellen wir fortan verschiedene Akteuere der montessori.coop vor, die durch ihre Erzählungen mithelfen, das Bild unserer Sozialgenossenschaft zu schärfen.
Eva Kaufman
Liebe Agnes, wie bist auf die Idee gekommen, euren Sohn in den Waldkindergarten und dann in die Schule am Kohlern zu schicken? Und was fasziniert dich bis heute an diesem Ort?
Agnes: Wir hatten unseren Sohn bereits im Kindergarten in Kaltern eingeschrieben, wo wir damals wohnten. Aber begeistert war ich nicht davon. Eigentlich wollte ich unser Kind in keine staatliche Einrichtung geben, ohne genau sagen zu können weshalb dies mein Bedürfnis war.
Als wir von Bekannten vom Kindergarten auf dem Kohlern gehört hatten, wollten wir uns diesen ansehen. Nachdem wir also mit der Seilbahn zum ersten Treffen hoch gefahren waren, haben wir uns sofort in das Haus verliebt. Es war so „fein“ im Haus; es gab uns ein sehr heimeliges Gefühl. Auch die Ruhe, die das Haus ausstrahlt und die noch immer spürbar ist, ist einmalig! Eine Ruhe, die in unserer hektischen Welt nur noch sehr selten zu finden ist. Und natürlich Ingrids* Art, als wir zum ersten Mal miteinander sprachen, hat uns sehr angesprochen. Wir haben unseren Sohn sofort eingeschrieben, denn dort oben, fühlte es sich gut an.
Würdest du euren Sohn nochmal in die Montessori Schule am Kohlern schicken?
Agnes: Ja! Ich würde mein Kind sofort wieder nach Kohlern schicken, selbst wenn es auch ein bisschen ein Opfer ist, wenn man eigens von Auswärts nach Bozen anreist, um das Kind eigens dort in die Schule oder den Kindergarten zu schicken. Obwohl, genau genommen war es kein wirklich großes Opfer, im Vergleich dazu, wenn man sehen konnte, wie gut es unserem Sohn ging; wie er beispielsweise den Jahreszeitenwechsel und die Natur dort erleben durfte. Wir haben unsere Entscheidung daher auch nie bereut.
Was man heute beobachten kann ist, dass unser Sohn besser mit Druck umgehen kann, weil er – so denke ich – in den ersten Jahren gelassener leben durfte.
Seine jetzigen Lehrer sagen, er wirkt reifer, ist selbständiger, konzentrierter und ist auch im Miteinander reifer. Es war mir immer ein Anliegen; diese Selbständigkeit zu fördern. Vielleicht ist es aber auch ein Charakterzug von ihm, da bin ich mir nicht sicher.
Und es ist ja auch für uns Eltern eine Herausforderung, es zu schaffen, dass die Kinder ihren Weg in einer Schule wie jene am Kohlern, gehen können. Sie gut zu begleiten, besonders in den letzten Jahren, damit sie dran bleiben und sich nicht verlieren – in ihren Aufgaben – und um ihnen das Vertrauen zu vermitteln, dass sie es auch schaffen. Und wenn sie es nicht schaffen, so war die Zeit einfach noch nicht reif dafür.
Was hat dich persönlich dazu bewogen, diesen bis heute anhaltenden Weg als Verwaltungsratsmitglied weiterhin zu gehen? Was „von dem Geist, der auf dem Kohlern weht“ ist immer noch spürbar? Was hält dich?
Agnes: Vielleicht kann ich einfach nur sehr schlecht loslassen (lacht!).
Nein. Also spürbar ist bestimmt immer noch diese Atmosphäre, von der ich erzählt habe: die Ruhe, die Haltung, der entspannte Umgang und das heimelige Gefühl, sei es im Haus am Kohlern als auch in der Kita. Diese Qualitäten sind für mich immer spürbar, sobald ich die Tür öffne.
Ich denke es sind aber bestimmt auch die Menschen, die in dem Haus sind und das Haus beleben. Diese spürbare Verlässlichkeit. Beide Häuser sind nämlich wie ein sicherer Hafen für die Kinder; hier haben sie einen Raum, um zu SEIN.
Als Verwaltungsratsmitglied gibt es zwar immer viel zu tun, aber Menschen, die sich einem solchen Amt verschreiben, tun es aus einer bestimmten Motivation oder weil sie direkt gefragt worden oder auch einfach nur hineingestolpert sind. Für mich passt es, denn ich bin eine Macherin, das ist ein Wesenszug von mir. Ich gestalte gerne und bewege Dinge. Ich brauche das. Außerdem sind wir inzwischen ein so gut eingespieltes Kernteam, bei dem momentan alles sehr reibungslos läuft.
Und solange ich Freude verspüre, meine Arbeit zu tun werde ich es auch nicht schaffen zu gehen, außer man wirft mich raus (lacht).
Was nimmst du für dich mit, aus deiner Arbeit als Verwaltungsratsmitglied für die montessori.coop Sozialgenossenschaft?
Agnes: Ich möchte behaupten, dass ich ein ganz verschrecktes Wesen war. Ich exponiere mich nicht so gern, auch heute noch nicht. Aber ich habe gelernt, durch die Herausforderungen, die sich mir boten, hier über meinen Schatten zu springen.
Ich habe sehr Vieles lernen können, an Kompetenzen und Fertigkeiten, die ich mitnehmen darf. Es ist zwar viel Arbeit, aber es hat auch seine Sonnenseite. Und selbst wenn es einige Auf und Ab’s gab und sogar schlimme Trennungen, die emotional zehrten, die verlangten sich aufzuraffen und wie eine Giraffe nach allen Seiten zu blicken und ruhen zu lassen.
Das Konstrukt der Sozialgenossenschaft ist sehr lebendig, aber auch sehr zerbrechlich, weil es mit den Menschen lebt und sich mit ihnen weiterentwickelt und deshalb auch auf Gedeih und Verderb mit diesen Menschen verwoben ist. Wir haben jetzt eine gutes Team im Verwaltungsrat. Es braucht jede Komponente und verschiedene Charaktere.
Vielen Dank Agnes, für diese wertvollen Einblicke in deine Geschichte und für deine Zeit!
* Ingrid Sinn, die Leiterin des Montessori Naturkindergartens, Anmerkung der Redaktion
Von Eva Kaufmann