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Blog Elternbildung

Kinder in der Natur!

Teil 2 von 2

Von Katharina Fichtner, Sozial- und Wildnispädagogin   

Dieser Artikel ist in zwei Teilen veröffentlicht worden. Hast du den ersten Teil schon gelesen?  Hier findest du den link.

Anregungen zum unbeschwerten Naturerlebnis mit Kindern

  • Weg von den Wegen! Nichts ist so langweilig für Kinder wie ein breiter Wanderweg, bzw. Forststraße. Unübersichtliche Pfade suchen, auch mal den Wildpfaden hinterher strolchen, solange dies keine Gefahr für Mensch und Natur bringt.
  • Zeitlosigkeit! – Lasst Uhren zuhause, schaltet Handys ab. Versinkt in der Zeitlosigkeit.
  • Lust auf Natur – Woran liegt es wenn die Kinder nicht raus wollen? Wollen sie in Ruhe spielen? Dann findet draußen ein schönes Plätzchen dafür, auch ohne sportliche Meisterleistungen. Wollen sie bei ihrem Spielzeug sein? Dann kann es hilfreich sein, z.B. eine Spielfigur mit in den Wald zu nehmen um z.B. ein Haus für sie zu bauen.
  • Respekt vor den Waldbewohnern – Kinder zertreten anfangs oft aus Unsicherheit Spinnen und andere kleine Tiere. Bringt ihnen Achtung und Respekt vor allem Leben bei! In kurzer Zeit werden die Kinder sich zu großartigen Tierrettern entwickeln.
  • Kinder dürfen laut sein! – Die Tiere wissen eh schon längst, dass wir da sind, egal, ob laut oder leise. Lautstärke ist oft ein Zeichen von Unsicherheit. Helft den Kindern, sich in der Natur zuhause zu fühlen, und sie werden von alleine leiser.
  • Überschüssige Energie will richtig gelenkt sein. – Nicht mutwillig Brennnesseln, Giftpilze und Ameisenhaufen „ummähen“ lassen. – Die Energie kann z.B. gelenkt werden in Äste schleppen für ein Lager, oder dürre Äste von Nadelbäumen nach Anweisung mit einem Stock abhauen – das tut keinem weh!
  • Macht „was“! Findet mit den Kindern Holz zum Schnitzen, Kräuter zum Verarbeiten, Naturmaterial zum Werkeln, Spielen, Mit-nach-Hause-nahmen. Erwachsene können sich herrlich erholen, indem sie im Wald sitzen und flechten, weben, Kräuter sammeln, Schnitzen, während sie ihre Kinder im Auge behalten die unbehelligt spielen können.
  • Sprecht über Gefahren! – Macht auf Gefahren, z.B. ein Erdwespennest, aufmerksam, aber unaufgeregt.
  • Erweitert die Komfortzone, damit ihr selbst euch wohl fühlt. Entwickelt eure eigene Natur-Kompetenz weiter. Was mache ich gegen Kälte oder Nässe? Finde ich auch im Dunkeln sicher zurück? Wie kann ich in der Natur Medizin gegen Schnitte, Stiche und Blasen finden?
  • Zeigt Grenzen auf – Wie weit dürfen die Kinder alleine Gehen? Ab wann wird´s gefährlich? Was gibt’s für (wenige) Regeln?
  • Geheime Signale – Vereinbart und übt Signale, z.B. Tierlaute, um euch zu verständigen und ggf. wieder zu finden.
  • Sprecht mit größeren Kindern spielerisch durch, was zu tun sei, wenn sie sich verlaufen. Übergebt auch mal den Kindern die Führung, um zurück nach Hause zu finden. 
  • Verlagert Lebensbereiche nach draußen – Warum nicht mal versuchen, Schulaufgaben am Lieblingsplatz im Wald zu machen, Buch, Werkstücke, Hängematte mitzunehmen? Geburtstage, Jahresfeste, Weihnachten draußen zu feiern?
  • Essen und Trinken erhöht oftmals die das Gefühl von Geborgenheit. Also Brotzeit mitnehmen! Essbares (umsichtig und sicher) sammeln und verarbeiten. 
  • Dem Wald etwas Schönes mitbringen. Ein Edelstein, etwas Vogelfutter, ein Schmuckstück aus Naturmaterial, Samen, Dank etc. sind ein geeignetes Mitbringsel für die Bewohner des Waldes. Die Kinder verstehen dies intuitiv und die Verbindung zu allem Lebendigen wird gestärkt fürs Leben.

Aktivitäten im Wald

Waldzwerge basteln und Zwergenhäuser bauen

Material: Filzwolle, Wolle, Kiefernzapfen

Mit zwei verschiedenen Farben an Filzwolle und einem Stück Schnur lässt sich unkompliziert ein Waldzwerg basteln. Für kleinere Kinder tut´s auch ein Kiefernzapfen, versehen mit einer Zipfelmütze aus Filzwolle. Die kleineren Kinder werden diese Wesen lieben und ihnen gerne ein Haus aus Waldmaterial bauen. Dies ist gut geeignet für Kinder, die sich noch sehr unsicher fühlen im Wald!

Wichtig: Reine Naturmaterialien dürfen im Wald gelassen werden. Andere Materialien werden wieder mit nach Hause genommen. Im Frühling freuen sich die Vögel über die Wollfasern der Zwerge, sie zerpflücken sie dann gern um für ihre Küken warme Nester zu bauen!

Häuser für Tierfiguren bauen

Größere Kinder nehmen gern anstatt Wollzwerge selbstgemachte Mäuse aus Lehm oder mitgebrachte Tierfiguren, für die sie einen Bau erstellen wollen. Mit ein wenig Anregung spielen und bauen die Kinder damit oft stunden-und tagelang.

Waldkugelbahn

Material: 1 Golfball pro Kleingruppe, Stöcke, Rinde, abfallendes Gelände

Eine kleine Gruppe Kinder baut eine Kugelbahn aus Naturmaterial auf den abfallenden Waldboden. Mit Stöcken, Rindenstücken, Löchern im Boden etc. wird eine möglichst lange Kugelbahn erstellt und immer wieder verbessert. Gut geeignet für größere Kinder.

Verstecken im Wald

Man kann sich Tiernamen geben oder einfach so verstecken spielen im Wald. Am besten vorher Tarnkleidung anziehen und das Gesicht mit Kohle tarnen. Ein herrliches Spiel für klein und groß! Anschließend kann über Tarnung und Tierstrategien gesprochen werden.

Schatzsuche im Wald

Mit Pfeilen, die mit Stöcken gelegt werden, Schnipsel aus Sägespänen oder Wollfasern aus Naturfilzwolle legt eine Mannschaft eine „Spur“ vom vereinbarten Startplatz zum Schatz!

Tierspuren lesen

Vor allem im winterlichen Schnee, aber auch im nassen Erdreich nach viel Regen lassen sich herrlich Tierspuren finden: Wohin führt die Spur? Von wem stammt sie? Wann war das Tier unterwegs? Wo schläft dieses Tier? Wo frisst es? Man kann dabei wunderbar die Zeit vergessen – und so manches Wunderliches über die Tiere erfahren. Eine Bestimmungshilfe mit Tierspuren ist hilfreich.

Literatur / Quellen:

Brämer, Rainer: Naturpsychologie – Die Wirkung von Naturkontakten, 2009, https://www.natursoziologie.de/NS/wer-was-wo/redakteur-.html

Gebhard, Ulrich: Die Bedeutung von Naturerfahrung in der Kindheit, https://www.wildnisimherzen.de/downloads/Gebhard_Naturerfahrung.pdf

Hartmann, Thom: ADHS als Chance begreifen, Lübeck 2004

Renz-Polster/ Hüther: Wie Kinder heute wachsen. Natur als Entwicklungsraum. Ein neuer Blick auf das kindliche lernen, Denken und Fühlen, Beltz Verlag 2013

Weber, Andreas: Grün heilt! P.M. 08/2017 S. 64 – 69

Weber, Andreas: Mehr Matsch. Kinder brauchen Natur. Berlin, Ullstein-Verlag 2011

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